Lehmverschmiert, aber mit leuchtenden Augen, mit Einfallsreichtum und Spielfreude haben über 550 Kinder während der letzten drei Wochen am Waldheim-Programm teilgenommen.
Johlend stürmen über 100 Sechs- bis Zwölfjährige aus dem alten Schulhaus in die beiden Speisesäle des Stöttener Waldheims. Alle bringen einen Riesenkohldampf mit. Kein Wunder, haben sie den Tag doch bereits mit originellem “Frühsport” begonnen. Danach gings in die Neigungsgruppen, um je nach persönlicher Vorliebe Fußball zu spielen, zu jonglieren, die Tücken des Diabolo zu meistern oder zu malen und zu basteln. Schließlich begleiteten alle noch den biblischen Paulus bei dessen aufregender Reise nach Rom.
Da schmecken sogar Nudeln mitsamt integriertem Gemüse und Salat hervorragend, die das elfköpfige Küchenteam auf den Tisch gezaubert hat. Tatsächlich bleibt jeden Tag von den großen Mengen an gesundem Essen höchstens eine Schüssel voll übrig, weiß Küchenfee Rosi aus langjähriger Erfahrung. “Hunger ist halt immer noch der beste Koch”, lacht sie.
Die Kinder haben den Energieschub zum Mittagessen sowie den Imbiss am Nachmittag richtig nötig. Immerhin geht es nach dem erlebnisreichen Vormittag jeden Nachmittag – auch während der Regentage in den letzten Wochen – in den Wald zum Lägerle bauen. Das will sich keiner entgehen lassen. Und überraschenderweise ist es unter dem Blätterdach gar nicht so nass. Es gibt ja auch kein schlechtes Wetter, sondern nur unpassende Kleidung. Aber hier sind während der nassen Tage alle regenfest eingepackt gewesen, sodass die Herausforderungen, aus Waldmaterial und Schnur die vorgegebenen Themen umzusetzen, bravourös gemeistert werden konnten.
Gestern war es endlich einmal möglich, die Regenjacken im Rucksack verstaut zu lassen, als es in den Wald ging. Wie Daniela Hartmann, die Waldheim-Leiterin, festgestellt hat, sind die Kinder nach wie vor mit Leidenschaft beim Lägerles-Bauen dabei.
Da in diesem Jahr die abenteuerlichen Schiffsreisen des Paulus – eingepackt in das Rahmenprogramm vom Traumschiff LaLila und dessen Kapitän Hanno Paulsen (Martin Geiger) – Waldheim-Thema sind, erstaunt es nicht, dass die kleinen Architekten in der ersten Woche eine Schiffsbrücke, in der Woche darauf einen Hafen und momentan eine Insel erstellen sollen. Bei der Umsetzung beweisen die Waldkünstler erstaunlichen Einfallsreichtum. So baut eine der sieben etwa 15-köpfigen Gruppen eine Jim-Knopf-Insel mitsamt Schienen und der Lokomotive Emma mitten im Wald, eine andere kombiniert tiefsten Dschungel und die Zivilisation auf den zwei Hälften ihres Eilandes.
Manche der kleinen Naturbastler haben den nassen Lehm entdeckt und töpfern Gefäße für die Bar auf ihrem persönlichen Gelände. Oder sie sammeln Schneckenhäuser, Rinde und Moos und backen damit “besondere Kuchen”.
Entsprechend lehmverschmiert sehen alle aus, aber die Augen leuchten. Das entschädigt die insgesamt 93 Mitarbeiter des Waldheim-Teams für manche Nervenstrapazen, das Trösten von Heimweh-Kindern oder Streitschlichtungen. Insgesamt waren während dieser drei Waldheim-Wochen über 550 Kinder auf der Stöttener Anhöhe. Die aktuelle Woche – erfahrungsgemäß die Zeit mit der geringsten Kinderzahl – fand in diesem Jahr mehr Anklang: vielleicht wegen des verschobenen Beginns am Morgen. Denn in dieser “Woche für Ausgeschlafene” kamen die kleinen Langschläfer zu ihrem Recht und begannen den Waldheim-Tag erst um 10 Uhr, statt um 8 Uhr wie sonst immer. Bei Bedarf stand Betreuung jedoch auch schon früher zur Verfügung.
Die Waldheim-Tage klingen traditionell mit dem Toben auf der Wiese vor dem Stöttener Freizeitheim und dem gemeinsamen Abendkreis aus.
Dann ab in den Bus nach Hause. Heute ist schon wieder der letzte von 15 schönen, aufregenden Waldheim-Tagen. Aber das nächste Mal kommt bestimmt. .