Bericht der Geislinger Zeitung: In Stötten sind die Barbaren los

10.08.2024 / Von Sarah Quaas

Im Waldheim Stötten können die Kinder im Wald Lager bauen oder beim Basteln kreativ werden. Das Thema in diesem Jahr ist durch einen bekannten Rap über Rhabarber und Barbaren inspiriert.

Wuseliges Treiben herrscht rund um das Waldheimgelände in Stötten: Kinder rennen über das Gelände, malen in den Bastelzelten oder spielen Tischkicker. Bei der Ferienfreizeit, die von der evangelischen Gesamtkirchengemeinde Geislingen in Kooperation mit dem Evangelischen Bezirksjugendwerk Geislingen organisiert wird, können die Kinder eine oder zwei Wochen lang gemeinsam Spiele spielen und vor allem im Wald ihre Lager bauen.

Das Thema in diesem Jahr lautet „Barbaras Barbarenbar“ und ist inspiriert durch den Song „Barbaras Rhabarberbar“ von Bodo Wartke und Marti Fischer, berichtet Waldheim-Leiter Tobias Rompf. Die Kinder, die sich noch vor Ort im Waldheim aufhalten, sind überwiegend damit beschäftigt, Dekorationen und Schilder für die selbst gebauten Hütten im Wald zu basteln. So wie Seline, die im Bastelzelt sitzt und einen Apfelsaftkarton in Rot, Blau und Gold bemalt. Daraus soll später eine Schatztruhe für Geld werden, berichtet sie. Was Seline am besten gefällt am Waldheim? „Alles“, lautet ihre Antwort nach kurzem Überlegen.

In die Leiterrolle schlüpfen
Ein paar Tische weiter malen ­Sophie und Mina an einer Flagge für den Wachturm in ihrem Barbarenlager. In bunten Farben steht dort „Waldexperten“, direkt darunter haben sie eine Reihe mit bunten Federn geklebt. Gerade malen sie „Waldsachen“ auf die Flagge, berichten sie. Ein Baum nimmt den größten Teil der Flagge ein. Beide haben viel Spaß im Waldheim und finden „im Wald sein am besten“.

Viele der 61 Betreuerinnen und Betreuern waren früher selbst als Kinder beim Waldheim dabei, erläutert Rompf. Auch einige der älteren Teilnehmer dürfen schon kleine Aufgaben übernehmen und so in die Leiterrolle schlüpfen. So verlieren sie den Anschluss nicht, sagt Rompf. Beispielsweise sei eine Betreuerin krank geworden. Einer der älteren Teilnehmer, der selbst im nächsten Jahr als Leiter mitarbeiten möchte, sei eingesprungen. In den zwei Gruppenräumen im Waldheim sind die jüngeren Kinder. Henry und Samu malen ein Schild, auf dem groß „Gefängnis“ steht. In ihrem Lager im Wald gibt es nämlich eines, berichten die Sechsjährigen. Außerdem malen sie an einem „Vorhang, durch den die Diebe müssen“, verrät Henry. Ihm gefällt das Bauen im Wald am liebsten. Sein Freund Samu singt gerne. Daneben bemalen Lina und Johanna Pappteller. Johanna findet die Andachten am besten sowie draußen zu spielen, wohingegen Lina sich nicht entscheiden kann, was ihr am meisten gefällt. Die täglichen Andachten sind „Kern des Ganzen“, sagt Tobias Rompf dazu. In der ersten Woche war die Speisung der 5000 Thema, in dieser Woche ist es die Geschichte von dem Zöllner Zachäus.

Vom Waldheim geht es nun in den Wald, wo die Kinder an mehreren Plätzen ihre Barbarenlager bauen. Direkt an einem Feldweg gelegen ist der Jim-Knopf-Lagerplatz, bei welchem die Sieben- und Achtjährigen bauen. Die Namen der Lagerplätze stammen von früheren Waldheimjahren und deren Themen ab und seien schon Tradition, sagt Tobias Rompf. Auf den jeweiligen Plätzen bauen immer zwei Gruppen, die nach Alter gestaffelt sind.

Nur mit Holz vom Boden
Es sei auch klar definiert, was die Kinder zum Bauen ihrer Hütten verwenden dürfen: das Holz, welches sie im Wald auf dem Boden finden. Denn es dürfen keine Bäume gefällt werden. Zum Bau bekommen die Kinder Paketschnur, manchmal bringen sie die auch selbst mit. Dass nicht alle Äste zum Bauen taugen, wissen die Kinder scheinbar schon. Ein Junge hebt einen Ast mit den Worten „Der ist sicher morsch“ auf und schlägt ihn auf den Boden. Prompt bricht der Ast in zwei Hälften. Damit hätten die Barbaren von früher wohl auch keine Hütten gebaut.

Blickfang auf dem Lagerplatz ist das Haupthaus der Barbaren, das sogar drei Eingänge besitzt, wie Lio berichtet. Das Grundgerüst besteht aus drei langen Stämmen, die eine Pyramide bilden. Die Wände des Haupthauses sowie der L-förmige Gang, der daran anschließt, sind überwiegend mit Tannenreisig und Moos bedeckt. Links vom Haupthaus testen ein paar Kinder den Ausbruch aus dem Gefängnis. Noch scheint es Lücken in der Sicherheit zu geben, denn nach dem Test machen sich zwei Kinder eifrig daran, weitere Äste an den Außenwänden festzubinden. „Ich bin die Gefängniswärterin!“, ruft Annika, die gemeinsam mit Lio, Luan und weiteren Kindern das Gefängnis gebaut hat. Wie sie zur Gefängniswärterin wurde? Auf ihre Nachfrage, wer diese Aufgabe übernehme, hatten die anderen Kinder sie dazu auserkoren.

„Es wird mit sehr viel Fantasie gebaut“, lobt Tobias Rompf die Fähigkeiten der Kinder. Diese werden am Ende der Freizeit auch belohnt, denn jedes Lager wird von den Leitern bewertet und erhält eine Urkunde. Die Kategorien für die Bewertung denken sich die Leiter selbst aus. Ziel sei es, die Besonderheiten der einzelnen Lager hervorzuheben und zu belohnen. Bei der Hüttenpräsentation würden sich die Kinder immer besonders viel Mühe geben, sagt Rumpf lächelnd. Teilweise würden sie sogar Überfälle inszenieren, nennt er als Beispiel.

Nach dem Mittagessen verbringen alle Kinder die Zeit auf dem Waldheimgelände. Dort könnten sie sich entweder vom Bauen im Wald etwas erholen oder sich beispielsweise bei einem Völkerballturnier sportlich betätigen. Zudem bereiten die Mitarbeiter Bastelaktionen und Spiele vor. Am letzten Tag der Freizeit dürfen dann die Familien der Kinder ab 15.30 Uhr dazukommen und am Wochenabschluss teilnehmen. Anschließend können sie mit ihren Kindern noch die selbst gebauten Lager besichtigen.